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4. Politische Lage der Gemeinde
4.1 Vorboten des Nationalsozialismus in Pappenheim
Die Agitation der Nationalsozialisten in Pappenheim vor der Machtübernahme Hitlers 1933 beschränkte sich auf öffentliche Versammlungen der Ortsgruppe Pappenheim im „Kronensaal“, auf politische Werbung, die gezielt die Regierung der Weimarer Republik angriff und für die schlechte Lage und den verlorenen Ersten Weltkrieg verantwortlich machte , sowie „Film - Vorführungen“.
Bemerkenswert sind die Filmabende, die mit Eintrittspreisen zwischen 30 Pf und 1 RM für fast jeden Pappenheimer finanzierbar waren.
Die Titel dieser Filmabende im „Lichtspiel Theater“ in Pappenheim waren programmatisch, Filme wie „Hitler über Deutschland“ oder „Das junge Deutschland marschiert“ hatten den Zweck die Bevölkerung zu beeinflussen und nationales Gedankengut zu verbreiten.
Weit weniger politisch waren die Prügeleien am Wochenende zwischen - vor allem jüngeren - Anhängern der KPD und der NSDAP. Die Anhänger der verschiedenen Parteien trafen sich in den jeweiligen Stammlokalen und nach durchzechter Nacht waren Raufereien keine Seltenheit.
4.2 Stimmung innerhalb der Bevölkerung
Die Stadt Pappenheim war für die pro – nationalsozialistische Gesinnung innerhalb der Bevölkerung im Umkreis sehr bekannt. Es wäre übertrieben, von einer Nazi – Hochburg zu sprechen, allerdings wusste man im Umkreis sehr wohl über die politische Gesinnung Pappenheims Bescheid. So zog z.B. der Militarismus in Pappenheim nicht erst mit Hitlers Einzug in den Reichstag ein, paramilitärische Vereinigungen, die natürlich weitestgehend aus „Nationalen“ bestanden, waren kein ungewohntes Bild in Pappenheim, genauso wie deren paramilitärische Übungen im neuen Schloss.
Bezeichnend für die Gesinnung eines großen Teils der Pappenheimer ist die Tatsache, dass der bekennende Nationalsozialist und ehemaliger Republikfeind Schuhwerk in Pappenheim am Bahnhof empfangen wurde und von den Pappenheimern mit einem paradeähnlichen Aufmarsch in die Stadt hinein begleitet wurde. Schuhwerk wurde zur Zeit der Weimarer Republik inhaftiert und 1932/3 wieder entlassen.
4.3 Der Stadtrat und die Bürgermeister Pappenheims
Bestand der Stadtrat vor dem Gleichschaltungsgesetz 1933 aus dreizehn Räten mit unterschiedlicher Parteizugehörigkeit, so setzte sich in Folge des Gleichschaltungsgesetzes, das die weitestgehende Aufhebung des gesellschaftlichen und politischen Pluralismus zugunsten der NS-Bewegung vorschrieb, der Stadtrat aus einer Mehrheit von Nationalsozialisten und lediglich zwei Sozialdemokraten und einem „Deutsch – Nationalen“ Mitglied zusammen. Es ist anzunehmen, dass der Stadtrat in den Jahren nach 1933 vollständig gleichgeschaltet wurde.
Das Amt des Ersten Bürgermeisters übte von 1933 bis 1939 Dr. Fritz Ehrlicher aus. Sein Nachfolger, der Schreinermeister Alois Kleber, begleitete das Amt des Bürgermeisters von 1939 bis zur Übergabe der Stadt an die Amerikaner im April 1945.
Unklar bleibt bislang noch, ob Alois Kleber in dem Amt als Erster Bürgermeister jemals offiziell bestätigt worden ist.