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28.3.2024 - 18:30

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Vielleicht auch träumen

Gedenkjahr Sophie Hoechstetter

Im Jahr 2023 erinnert Pappenheim an eine ihrer großen Persönlichkeiten: Die zu ihrer Zeit weit bekannte Schriftstellerin Sophie Hoechstetter wurde hier vor 150 Jahren geboren und blieb Zeit ihres Lebens Pappenheim verbunden. Der Kunst und Kulturverein Pappenheim nimmt das zusammen mit dem Heimat- und Geschichtsverein zum Anlass, an diese außergewöhnliche Frau und Künstlerin zu erinnern. Dazu kommt, dass ihr vor 90 Jahren die Ehrenbürgerwürde der Stadt Pappenheim verliehen wurde und vor 80 Jahren verstorben ist – wahrlich eine für Pappenheim und die Region in der Zeit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bedeutende Persönlichkeit.
Mit Vorträgen zum Leben und Wirken, Lesungen aus ihren Büchern und einer Ausstellung wird der fränkischen Dichterin an unterschiedlichen Tagen und Orten im Jahr 2023 in Pappenheim gedacht. Spaziergänge durch die Stadt lassen sie uns als Person wieder gegenwärtig werden und vermitteln einen Einblick in ihr Wirken. Die Stadt Pappenheim selber wird Sophie Hoechstetter anlässlich des 80-jährigen Jubiläums der Verleihung der Ehrenbürgerwürde feiern.
Sophie Hoechstetter kam am 15. August 1873 zur Welt. Sie wuchs als Apothekerstochter bis zu ihrem 15. Lebensjahr in Pappenheim auf und ging dann zwei Jahre nach Bayreuth auf die „Höhere Töchterschule“, wo sie ihren Abschluss mit hervorragenden Noten machte – damals für begabte junge Frauen meist das Ende ihrer schulischen Bildung. Danach verbrachte sie einige Jahre bei ihrer Patentante in Ansbach. Dort wurde ihr Interesse an der fränkischen Geschichte gestärkt, die sie später in zahlreichen Romanen verarbeiten konnte. Sophie Hoechstetter beginnt in dieser Zeit zu schreiben, auch zu malen. Sie entdeckt ihre Leidenschaft für die Schriftstellerei zusammen mit ihrer etwa fünf Jahre jüngeren Freundin Toni Schwabe, die aus Thüringen stammt und mit der sie später in Dornburg an der Saale zusammenlebt. 1896 erscheint ihr erster Roman, 1911 ihr wohl erfolgreichster Roman „Passion“ beim renommierten Verlag S. Fischer in Berlin. Deutschlandweit bekannt wurde sie auch durch ihre „Fränkischen Novellen“ und durch drei Hohenzollernromane, die um 1930 entstanden. Nach den Inflationsjahren kauft sie sich zusammen mit ihrer neuen Lebensgefährtin Carola von Crailsheim ein Grundstück in der Nähe der Pappenheimer Burg und lässt ein zweigeschossiges Haus in einem großen Garten bauen. Zu ihrem 60. Geburtstag erhielt sie 1933 die Ehrenbürgerrechte ihrer Geburtsstadt. Am 4. April 1943 stirbt Sophie Hoechstetter siebzigjährig in der Moosschwaige in Dachau. In der dortigen Künstlerkolonie hat sie in den letzten Jahren immer wieder einige Wochen verbracht.
Sophie Hoechstetter war eine fleißige Schreiberin. Über ein halbes Hundert Bücher sind von ihr veröffentlicht worden, dazu viele Beiträge und Artikel zur Geschichte Frankens. In ihren Romanen bezog sie sich ganz bewusst nicht auf eigene Beobachtungen und Lebenserfahrungen, sondern die eigene Phantasie war ihre Leidenschaft, ihre kreativen Ideen schöpfte sie direkt aus der Feder. Sie liebte die Vergangenheit des 18. und 19. Jahrhunderts, die sie wieder mit ihren Figuren zum Leben erweckte. Die großen gesellschaftlichen Veränderungen nach dem Ersten Weltkrieg fanden keinen Widerhall in ihrem Werk. Aber sie konnte Stimmungen, Landschaften und Gefühle mit ihren eigenen
Worten so einfühlsam ausdrücken, dass sie die Leser in ihren Bann schlug. Heute wirkt ihre Sprache für uns etwas überspannt und schwülstig.
Zeitgenossen nahmen ihre schriftstellerischen Leistungen viel positiver wahr. So sah Rainer Maria Rilke in den 1920er-Jahren in den fränkischen Novellen „eine vollendete Schöpfung aus dem Geist der Landschaft“. Das klingt deutlich anders als bei Kommentaren über ihre erfolgreiche Zeitgenossin Hedwig Courths-Mahler, die trotz ihres großen Erfolgs als Schreiberin von kitschigen Unterhaltungsromanen und nicht als Literatin betrachtet wurde.
Sophie Hoechstetter war nicht nur eine vielseitige, überregional bekannte und viel gelesene Schriftstellerin, sondern auch eine engagierte Frauenrechtlerin, die sich im erweiterten Vorstand des Wissenschaftlich-humanitären Komitees (WHK) für die Interessen der Homosexuellen einsetzte. Schon in ihrem ersten Roman „Goethe als Erzieher, ein Wort an emanzipierte Frauen“ wandte sie sich dem Unterschied zwischen Mann und Frau und seine Auswirkungen auf die Politik zu.
Lässt man sich auf ihr Werk ein, wird man verzaubert von ihren mystischen Ideen und ihrem Träumen. Sie verbindet in ihren Werken den landschaftlichen, historischen und geschichtlichen Horizont jener Zeiten, bis hin zu ihrer Gegenwart. Daraus zeigt sich eine einzigartige Synthese, auf die die Pappenheimer heute hundert Jahre später sehr stolz sein können. Sie verwendet ihre Kindheitserinnerungen wie auch historische Begebenheiten, um sich mit Ihren Gedanken und Ideen auszudrücken. Neben ihrer wohl dem Zeitgeist geschuldeten Melancholie findet man auch die heitere ungezwungene Schriftstellerin, wie in Komödien. Ihr „Maskenball des Herzens“ diente als Vorlage für den erfolgreichen, aber leider verschollenen Stummfilm „Komödie des Herzens“ von 1924 mit Lil Dagover, von dem immerhin noch einige Pressebilder existieren.
Der Kunst- und Kulturverein Pappenheim und der Heimat- und Geschichtsverein Pappenheim freuen sich, mit dem Gedenkjahr der Dichterin Sophie Hoechstetter einen ihr gebührenden Platz zu geben, um an ihr vielseitigen Wirken und Schaffen zu erinnern und wieder zu entdecken, auf ihrem Lebensweg zu wandern, in Muße ihren Gedichten und Geschichten zuzuhören ... - vielleicht auch träumen!?
Folgende Veranstaltungen finden statt:
Dienstag, 4. April, 18:00 Uhr, Europäisches Haus Pappenheim, Marktplatz
Eröffnung
Gedenkjahr Sophie Hoechstetter anlässlich ihres 80. Todestags mit Präsentation einer Ausstellung zu Sophie Hoechstetter im Durchgang Europäisches Haus in Pappenheim
Mit Bildern, Büchern und Zeitdokumenten wird das Leben von Sophie Hoechstetter veranschaulicht.
Dienstag, 4. April, 19:00 Uhr, Europäisches Haus Pappenheim, Marktplatz
Vortrag
Dorothee Bucka: Sophie Hoechstetter – ihr Leben und Wirken zwischen Pappenheim und Berlin im Spannungsfeld zwischen gesellschaftlichem Aufbruch und Gleichberechtigung
Einführung und Lesung Uwe Graf.
Sonntag, 23. April, 14:30 Uhr, Treffpunkt: Hoechstetter Apotheke, Deisinger Straße 26
Stationen ihres Lebens in Pappenheim
Vielleicht auch träumen – Auf dem Lebensweg der Sophie Hoechstetter
Umgang durch Pappenheim zu verschiedenen Lebensstationen, diese werden durch Lesungen und Kurzvorträge ergänzt. Vom Geburtshaus in der Deisingerstraße über den ehemaligen Pappenheimer Lebensmittelpunkt im Sophie-Hoechstetter-Weg führt der Weg
die Interessierten bis zum Gedenkstein auf dem Friedhof der Gallus-Kirche durch „die kleine Stadt“.
Festes Schuhwerk empfohlen.
Sonntag, 21. Mai
Sonntag, 11. Juni
Sonntag, 30. Juli
Sonntag, 20. August
Jeweils 14:00 Uhr, Treffpunkt Marktplatz
Renate Prusakow als Bürgersfrau Renata lädt zum Gedenken an die Dichterin und Ehrenbürgerin Pappenheims Sophie Hoechstetter ein – ein Spaziergang durch die Stadt
Renate Prusakow erzählt auf den Spaziergängen in Pappenheim über die Weltdame Sophie Hoechstetter: „Heimatliebe – nicht nur Heimatdichterin“. Tauchen Sie ein in das Gesicht der alten, versunkenen Zeit, überholt, fast kitschig, liebevoll und in eine Erlebnisatmosphäre, wie sie die Dichterin voller Heimatliebe beschreibt.
Entdecken Sie in Pappenheim die Bilder, denen Sophie Hoechstetter, der Kraft des mitteilenden Wortes mächtig, Gestalt gegeben hat.
Spaziergang Dauer ca. 2 Stunden, nach dem Auftauchen aus der versunkenen Zeit besteht die Möglichkeit bei einem Kaffeeplausch und guten Gesprächen den Nachmittag zu beschließen.
Freitag, 26. Mai, 20:00 Uhr, Europäisches Haus
Vortrag
Almut Binkert: Das Leben von Sophie Hoechstetter
Die Referentin hat sich ausgiebig mit dem Leben und Werk von Sophie Hoechstetter beschäftigt und ein Buch über sie geschrieben. Sie wird aus verschiedenen Bereichen des Lebens der Dichterin erzählen.
Uwe Graf liest dazu aus unterschiedlichen Werken von Sophie Hoechstetter.
Sonntag, 9. Juli, 15:00 Uhr, Haus der Bürger K14, Klosterstraße 14
Literarisches Film-Café
Bei Kaffee und Kuchen liest Uwe Graf aus „Maskenball des Herzens“.
Der Roman von Sophie Hoechstetter war Vorlage für den verschollenen Stummfilm „Komödie des Herzens“ von 1924 mit Lil Dagover.
Dienstag, 15. August, 10:30 Uhr, Rathaus Pappenheim
Festakt zum 150. Geburtstag und 90 Jahre Ehrenbürgerschaft
Die Stadt Pappenheim lädt zum Empfang im Rathaus.
Alle Veranstaltungen sind kostenfrei, über Spenden freuen sich natürlich die beteiligten Vereine.

Mittwoch, 22. März 2023 09:52 Uhr | Alter: 1 Jahre | Dieser Artikel wurde 6111 mal gelesen


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